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Vorläufiges Fazit der Autonomen zum 1. Mai: Größter Krawall seit 10 Jahren!


Das Zentralkommitee der Berliner Autonomen* fasst den Abend des 1. Mai zusammen und zieht ein vorläufiges Fazit.

kontrapolis.info/3415

Die revolutionäre 1. Mai-Demo lockte wesentlich mehr Leute als erwartet zum Hermannplatz. Am Ende waren es handgezählt über 20.000 Menschen, die gemeinsam durch Neukölln und Kreuzberg ziehen wollten. Nachdem die Bullen die Demo erst stauchten um anschließend Abstände zu bemängeln, griffen sie völlig aus der Luft gegriffen den anarchistischen und den Interkiezionale Block an und trennten beide (mit tausenden anderen Menschen) vom Rest der Demo. Dazu behaupteten sie, dass besonders hier keine Masken getragen wurden – was angesichts der vorbildlichen Vermummung der Blöcke wirklich das letzte ist, was es zu beantstanden gäbe. Die Demonstration war deeskalativ geplant und sollte allen Menschen ein sicherer Ort sein, das konnte sie nach dem Angriffen der Bullen aber nicht mehr sein. Anschließend eskalierte die Situation „kurzfristig“ wie Polizeipräsidentin Slowik zutreffend feststellte. Dabei verloren die Bullen komplett die Kontrolle und mussten sich immer wieder ängstlich von der Sonnenallee zurückziehen. Für mehrere Stunden bekamen sie keinen richtigen Zugriff auf den Kiez aber dafür die stärksten Mai-Krawalle in den letzten 10 Jahren zu spüren. Die Strategie der Polizei ist überhaupt nicht aufgegangen, der neue Einsatzleiter ließ hunderte Bullen in Kreuzberg bei Hamburger Gittern und Leuchtmasten warten. Dazu kamen unfähige und überforderte Hunderschaften aus Baden-Würtemberg, Sachsen-Anhalt und NRW. Wir hoffen, dass sie ihren Ausflug nach Berlin nicht so schnell vergessen werden.

* für alle Journalist*innen, die das hier schon fröhlich abdrucken wollen: Es gibt kein Zentralkommitee der Autonomen. Wer weiß ob es die Autonomen überhaupt noch gibt.

Bereits zu Beginn der Demo kam es an den Neukölln Arcarden zu Polizeigewalt und brutalen Übergriffen durch Bullen. Die Zahl der verletzen Demonstrant*innen liegt im hohen zweistelligen Bereich. Dazu wurden einige Leute festgenommen, vermutlich knapp über 100. Im Vergleich zu den letzten Jahren sieht die Bilanz jedoch wesentlich besser aus, da die Bullen durch Angriffe an Festnahmen gehindert werden konnten. Unter den 20.000 Demonstrant*innen waren knapp 1.000 Autonome im Dienst.

Wir wünschen allen Menschen, die von den Bullen verletzt wurden gute Besserung. Außerdem sitzt zur Stunde eine unbekannte Anzahl von Personen in Gewahrsamzellen. Es bleibt abzuwarten, ob einigen auch eine Untersuchungshaft o.ä. droht. Wir fordern dazu auf, sich mit ihnen zu solidarisieren. Ihr seid nicht allein!

Solange rassistische Polizeigewalt kein Ende hat, solange der Mietenwahnsinn uns auf die Straße treibt, solange linke Freiräume wie die Potse oder die Rigaer 94 geräumt werden sollen, werden wir unsere Wut auf die Straße tragen. Das war nicht der letzte Knall!

Eine unvollständige Chronik der Ereignisse:

18 Uhr – Auf dem Hermannplatz sammeln sich ca. 20.000 Menschen zur revolutionären 1. Mai-Demonstration. Die Blöcke stellen sich auf. Eine ältere Anwohnerin heizt vom Balkon die Massen ein.

19 Uhr – Mit einer Stunde Verspätung geht es los. Immer wieder bremsen die Bullen die Demo, komprimieren die Demo und fordern gleichzeitig Abstände ein. Auf den Lautsprecherwägen laufen Redebeiträge und Musik, die Demo ist stark durchmischt und alle sind vermummt. Vorbildlich. Die Bullen lassen sich am Rand der Demo kaum blicken.

20:20 Uhr – An den Neukölln Akkarden eskalieren die Bullen völlig ohne Not kurz vor dem anarchischen Block. Knapp der Hälfte der Demo inklusive Enteignungsblock und dem Interkiezionale Block wird vorgeworfen, gegen die Maskenpflicht zu verstoßen. Wo sonst die Bullen reinrocken, weil alle vermummt sind, sehen sie jetzt Unvermummte wo alle Maske tragen. Aus der Flughafenstraße kommend kloppen sie sich in die Demo.

20:30 Uhr – Ein paar Leute fangen an die Baustelle in der Fuldastraße auseinanderzunehmen, um weiterlaufen zu können. Kurz darauf greifen die Bullen diese an, erste Flaschen und Steine fliegen zurück, Barrikaden werden zum Schutz gebaut.

21:00 Uhr – Eine Straße weiter kommt es zu Spannungen mit den Bullen, die die Hälfte der Demo weiter gefangen halten. Es hagelt Steine, Flaschen und Latten, erste Barrikaden werden in Brand gesetzt.

21:10 Uhr – Die Bullen haben die Kontrolle über die Kreuzung Sonnenallee Weichselstraße völlig verloren. Mehrere Trupps versuchen immer wieder auf die Kreuzung zu kommen, müssen sich unter massivem Bewurf aber zurückziehen. Die Scheiben der BioCompany klirren, in der Nähe fängt ein SUV Flammen.

21:20 Uhr – Die angereisten Bullen aus Baden-Würtemberg und Sachsen-Anhalt tun sich schwer die Kontrolle wieder zu erlangen. Eine Wanne muss Reißaus nehmen. Auf beiden Seiten der Sonnenallee brennen Barrikaden, eine nimmt fast die ganze Straße ein und erinnert ein wenig an die Feuer in der Schanze bei G20. Die ersten Bullen versuchen ranzukommen, werden aber unter Flaschenhagen verjagt.

21:30 Uhr – Immer mehr Bullen kommen aus allen Richtungen und kriegen die Kreuzung langsam wieder unter Kontrolle. Dafür geht es weiter oben Richtung Hermannplatz und in den Nachbarstraßen ab.

21:45 Uhr – Die Straßen sind immer noch voll mit Leuten. Auf der Panier- und auf der Weserstraße brennen Barrikaden. Immer noch kreist der Heli über Neukölln und tausende Menschen sind unterwegs.

22:00 Uhr – Die Ausgangssperre tritt in Kraft, langsam kriegen die Bullen die Lage unter Kontrolle. Die Brücken nach Kreuzberg 36 sind versperrt mit mehreren Ketten, dort warten ohnehin nur Gitter und am Oranienplatz – dem eigentlichen Endpunkt der Demo – zwei dutzend Wannenbesatzungen und Beleuchtungswagen.

22:30 Weiterhin kommt es vereinzelt zu Angriffen auf Wannen und Bullentrupps. In der Hasenheide findet ein kleiner Rave statt. Das Blatt hat sich jedoch wieder zu Gunsten der Bullen gwendet.

23:00 Aus einem Hinterhof am Kottbusser Damm kommen plötzlich massenweise Raketen und Böller. Das badenwürtembergesche BFE traut sich aber nicht rein. Berlin ist nunmal nicht Freiburg.

24:00 1. Mai ist vorbei.

* für alle Journalist*innen, die das hier schon fröhlich abdrucken wollen: Es gibt kein Zentralkommitee der Autonomen. Wer weiß ob es die Autonomen überhaupt noch gibt.